Albrecht Wenzel Eusebius von Wallenstein
                              (1583 - 1634 nach Christus)

WALLENSTEIN, Albrecht Eusebius Wenzel von, Herzog von Friedland und Mecklenburg, Fürst von Sagan, genannt der Friedländer.

Wallenstein, eine der rätselhaftesten Erscheinungen der deutschen Geschichte, stammte von der Arnauer Linie des alten böhmischen Adelsgeschlechts der Waldstein ab. Auf Gut Hermanic bei Arnau in Nordböhmen, wo eine der Familien Waldstein lebte, wurde Wallenstein am 24.9.1583 geboren. Der Herkunft nach gehörte Wallenstein dem evangelischen Bekenntnis an. Erzogen wurde er auf einer Schule der Böhmischen Brüder sowie der Jesuiten.

Im Jahre 1599 bezog er die lutherische Universität Altdorf. Von Altdorf begab Wallenstein sich nach Italien, wo er an der Universität Padua studierte. Wallensteins Italienaufenthalt ist als ein Teil seiner Kavaliersreise zu betrachten, d.h. der Bildungsreisen damaliger junger Adeliger. Mit der Rückkehr von der Kavaliersreise 1602 fand die Erziehung des jungen Kavaliers ihr Ende.

Auf die wissenschaftlich-kulturelle Bildung und Erziehung folgte die militärische, denn 1604 trat Wallenstein in die militärischen Dienste der Habsburger. Seine Laufbahn als Militär begann mit der Teilnahme am ungarischen Feldzug 1604, der ein Teil des 1592/93 erneut ausgebrochenen Krieges der Habsburger mit den Türken war.

Nach dem Frieden von Zsitva-Torok am 11.11. 1606, der die türkische Herrschaft über einen Teil Ungarns bestätigte, wurde Wallenstein Kämmerer des Erzherzogs Matthias, der 1612 zum deutschen Kaiser gewählt wurde.

Wichtiger noch als die Beziehungen Wallensteins zu Matthias erwiesen sich für seinen weiteren Lebensweg der Übertritt zum Katholizismus 1606 sowie die Ehe mit Lukretia von Wickow 1609. Ein Jahr nach der Eheschließung nämlich wurde Wallenstein nicht nur Mitbesitzer der mährischen Güter seiner Frau, sondern sie setzte ihn auch zum Alleinerben ihrer bedeutenden Besitzungen ein. Wallenstein zählte seitdem zu den reichsten Mitgliedern des mährischen Herrenstandes.

Was ihn bei der Verwaltung seiner Güter besonders auszeichnete, waren seine sozialen Maßnahmen. So schränkte er die Frondienste der ihm anvertrauten Bauern ein und gestattete, Holz in seinen Waldungen zu schlagen; außerdem gestattete er den Fischfang in beträchtlichem Umfang. Im übrigen verbrachte Wallenstein seine Zeit damit, als reicher Edelmann durch prunkhaftes Auftreten seinen Reichtum zur Schau zu tragen.

Nach Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges (1618), der den Kaiser - seit 1619 Ferdinand II. - in eine bedrängte Lage brachte, wurde Wallenstein beauftragt, ein Heer aufzustellen. Auf eigene Kosten, als ein großer Condottiere, stellte Wallenstein daraufhin ein Heer auf die Beine. Zwar besoldete er es, doch gehörte ihm auch die Beute des Krieges. Als Feldherr des Kaisers seit 1625 führte er ein gewaltiges Kontributions- und Steuersystem ein. In der Geschichte des deutschen Reiches und seiner Verwaltung bedeutete dies etwas völlig Neues. Nach den Vorstellungen Wallensteins sollte der Krieg den Krieg ernähren.

Für seine Verdienste um die kaiserliche Sache im Niedersächsisch-Dänischen Krieg (1623-29) verlieh Ferdinand II. W. die Herzogtümer Mecklenburg und das Fürstentum Sagan, um seine Schulden an seinen Generalissimus zu begleichen; außerdem ernannte er ihn zum »General des ozeanischen und baltischen Meeres«.

Inzwischen ging es Wallenstein nicht mehr nur darum, die innere Position des Reiches zu stärken, sondern darüber hinaus auch seine äußere. So plante er, die kaiserliche Macht gegen die große und permanente Gefahr, die von den Türken drohte, zunächst zu stabilisieren, sodann die Herrschaft des habsburgischen Reiches bis vor Konstantinopel auszudehnen. Im Norden des Reiches gedachte er, die Seestädte unter die Ägide der Habsburger zu stellen. Darüber hinaus sollte die Ostsee in ihren Herrschaftsbereich einbezogen werden.

Wallensteins Plänen erwuchs heftigster Widerstand seitens der Territorialstaaten, da sie zu Recht in der Stärkung der kaiserlichen Macht eine Schwächung ihrer eigenen Position erkannten. Daher verlangten sie auf dem Kurfürstentag zu Regensburg (1630) eine Verringerung der kaiserlichen Streitkräfte, eine Milderung der Kriegslasten sowie die Entlassung Wallensteins. Damit waren die hochfliegenden Pläne des Kaisers, vor allem aber Wallensteins, gescheitert. Das Verhalten der Kurfürsten zu Regensburg sollte sich bitter rächen, denn die hier dem Kaiser und Wallenstein bereitete Niederlage wurde durchgesetzt, obwohl König Gustav Adolf von Schweden am 6.7.1630 in Pommern gelandet war.

Die Erfolge Gustav Adolfs führten dazu, daß Wallenstein Ende 1631 erneut der Oberbefehl über das kaiserliche Heer übertragen wurde, ausgestattet mit außergewöhnlichen Vollmachten. Nach dem Tod Gustav Adolfs in der Schlacht bei Lützen (16.11.1632) gingen Wallensteins Bemühungen dahin, die Schweden völlig von deutschem Boden zu vertreiben, allerdings nicht durch militärische Unternehmungen, sondern durch Verhandlungen. Das Einverständnis des Kaisers für seine Strategie besaß Wallenstein nicht. Mitte Dezember 1633 erläuterte er in Pilsen dem einflußreichsten Minister und Berater Kaiser Ferdinands II., Maximilian von Trautmannsdorff, die militärische und politische Lage aus seiner Sicht und bat ihn, dem Kaiser darüber mündlich exakten Bericht zu erstatten. »Man muß Fried machen, sonst wird alles unsererseits verloren sein«, lautete das abschließende Urteil Wallensteins. Er war offensichtlich entschlossen, durch Verhandlungen den Feindseligkeiten ein Ende zu setzen, trotz der ablehnenden Haltung des Wiener Hofes. Betroffen machten ihn die Entschlossenheit sowie der Haß, mit denen man seine Kaltstellung betrieb, gegebenenfalls durch die Vernichtung seines Lebens.

Nachdem seine Absetzung im Januar 1634 zunächst geheimgehalten worden war, wurde der angebliche Hochverrat, der den Kaiser veranlaßt haben soll, seinen Feldherrn zu ächten, für diesen erst dann zum Bestandteil seiner Pläne, als das Ächtungsdekret schon überall angeschlagen war. Wallenstein, der stets zwischen den Parteien gestanden hatte, stieß auch auf das Mißtrauen der Schweden und Franzosen, als er sich nunmehr diesen anzuschließen suchte. Schließlich nach allen Seiten isoliert, ging sein Bemühen dahin, durch die Pilsener Reverse vom 15. und 20.1.1634 seine Armee an sich zu binden. Als aber ein kaiserliches Dekret vom 22.2.1634 ihn des Hochverrats bezichtigte und befahl, ihn tot oder lebendig zu fangen, fiel die Armee von ihm ab. Vermutlich auf der Flucht zu Bernhard von Weimar erstach ihn der irische Hauptmann Devereux am 25.2.1634 zu Eger, damit den kaiserlichen Befehl vollstreckend. Mit Wallenstein wurden auch seine Vertrauten Terzka, Ilow und Kinsky ermordet.

Hochfliegende Pläne, Genialität und adelige Gesinnung sind für Wallenstein ebenso kennzeichnend wie Ehrgeiz und Stolz. Daher schwankt sein Urteil in der Geschichte zwischen Schöpferkraft einerseits sowie Gewinnsucht und Verschlagenheit andererseits. Wallenstein, dessen Handlungen teilweise durch astrologische Voraussagen beeinflußt wurden, scheiterte letztendlich daran, daß er das Beharrungsvermögen der föderativen Beschaffenheit des Reiches, die er zu ändern trachtete, unterschätzte.